Ghazal ox 

Der Fürst der Pferde

von Holger Heck

Die bekannte Pferdekennerin und Buchautorin Erika Schiele beschreibt ihre erste Begegnung mit dem Araberhengst Ghazal so: „Araber in Deutschland? Heute für jedermann ein Begriff. Aber damals! Natürlich hatte ich schon davon gehört, aber ich verband keine rechte Vorstellung damit. So erkundigte ich mich bei unserem Tierarzt, der weit und breit als Pferdespezialist gilt. „Araber?“, winkte er verächtlich ab. „Sie haben doch wunderschöne Reitpferde. Was wollen Sie mit den kleinen Katzen? Die haben keinen Schritt und keinen Trab, nur Galopp. Lassen Sie die Finger davon!“ Das war nicht gerade ermutigend, aber meine Neugier war stärker. An einem goldenen Septembertag fuhr ich nach Ostfriesland. Vor dem Wasserschloß des Fürsten von Inn- und Knyphausen, das in dem Zarten Rot norddeutscher Klinger gegen den strahlend blauen Himmel leuchtete, endete die Reise. Eine große Menschenmenge war bereits auf den gepflegten Kieswegen des Schlosses versammelt, Pferde wurden vorgeführt und sachkundig begutachtet. Da erschien plötzlich Ghazal, der silberne Hengst aus Ägypten. Anmutig tänzelnd sprang er graziös daher, sein schneeweißes Fell blinkte metallisch in der Sonne. Mähne und Schweif schienen aus weicher, wehender Seide. Dann stand er still. Der feurige Blick aus den großen nachtschwarzen Augen traf mich wie ein Blitz und ließ mich still und andächtig werden. Ich war einem Wesen von fast überirdischer Schönheit begegnet: einem edlen arabischen Pferd.

Ähnlich wie Erika Schiele erging es auch dem damals jungen Züchter Carl-Heinz Dömken, als er Ghazal zum ersten Mal auf dem Gestüt Lütetsburg des Fürsten zu Inn- und Knyphausen sah. Für Dömken war Ghazal das Märchenpferd aus seiner Kinderzeit, das ihn mit großen Gazellenaugen anschaute. Ein zum Leben erwachter, aber für den jungen Dömken damals noch unerreichbarer Traum. Jahre später sollte er ihn sich erfüllen können.

Den 1953 geborenen Ghazal kaufte der Fürst zu Knyphausen als zweijährigen Schimmelhengst direkt im ägyptischen Staatsgestüt El Zahraa. Ghazal ist ein Sohn des weltbekannten Nazeer und der Bukra, eine Stute von höchster Reinheit und von größtem Adel. Zusammen mit dem Schimmelhengst Hadban Enzahi, den Oberlandstallmeister Dr. Wenzler ebenfalls direkt aus El Zahraa nach Deutschland holte und dem Hengst Kaisoon, der später als Geschenk des Staatspräsidenten Nasser an den Duisburger Zoo ging, ist Ghazal der bedeutendste Vererber der deutschen Vollblutaraberzucht. Der Wert des ägyptischen Blutes wurde manchem deutschten Züchter durch Ghazal erst richtig bewusst. Seine Nachkommen hatten erstklassige Reiteigenschaften, eine hervorragende Haltung und einen außergewöhnlich guten Bewegungsablauf.

1967 ging der Herzenswunsch von Carl-Heinz Dömken in Erfüllung: Weil der Fürst zu Inn- und Knyphausen sein Geschäft aufgab, konnte Dömken sein Traumpferd Ghazal kaufen. Fünf Jahre lang erlebte er nun mit Ghazal seine schönste und erfolgreichste Züchterzeit. 1972 verunglückte der 19jährige Ghazal tödlich. Der Schriftsteller und Maler Dömken hat diesem Hengst mit dem Buch „Ghazal – Fürst der Pferde“, Ahnert-Verlag ein Denkmal gesetzt.

Ghazal:     geboren 1953 – eingegangen 1972

Züchter:    Staatsgestüt El Zahraa, Ägypten

Besitzer:   Carl-Heinz und Constanze Dömken, Dörverden

 

 Mansour

 - von Gamil Manial

Nazeer

 

 

 

Bint Samiha

- von Kazmeen

Shahloul

- von Ibn Rabdan

Bukra

 

 

 

Bint Sabah

- von Kazmeen

 

 

 

Ghazal schaut zu seinem Sohn
Ghazal und Marika Kilius
Ghazal und Bildhauer Gunther Granget
Ghazal und Willi Birgel
Ghazal vor dem Parkwagen
Ghazal vor dem Parkwagen